Donnerstag, 24. Dezember 2009

BOLIVIA, im Altiplano


23.12.2009, 150. Tag

Calama, Chile

Nach einer Stunde Pistenfahrt trennen sich die Wege der Jeep-Truppe und von mir.



Kasimiro

pickt mein

Gepaeck

vom Dach
















meine

'Strasse'

in Richtung

Chile,

immer nach

Westen













Vom bolivianischen Altiplano gingen 220 der heutigen 280 km ueber eine Piste unterschiedlichster Auspraegung durch die Cordilleren nach Chile.

Der Grenzuebertritt bei Ollague sorgte wegen einer Busladung von Grenzgaengern fuer eine etwas laengere Pause, anschliessend mangels irgendwelcher Richtungsschilder fuer Herzklopfen. Die Piste nach Westen war die Richtige. "Alegre su fiestas" (Froehliche Feiertage) sagte der Zoellner. Ach ja, Weihnachten steht vor der Tuer. Muss sehen, dass ich endlich einen Ort mit Internet-Anschluss finde, der auch das Hochladen von Bildern erlaubt.

60 km vor Calama befahre ich ploetzlich -seit Tagen- Asphalt. Zunehmend tauchen Zivilisationsmerkmale wie Strassenschilder, Ampeln, geregeltes Fahrverhalten auf. In der Stadt halten Autos fuer Fussgaenger. He, was ist los, bin ich in Deutschland?? Ich erleide einen Kulturschock. Dann wechsle ich Geld, kaufe eine Strassenkarte von Chile, wasche die versalzte Yami,





















suche ein bequemes Bett, etwas zu Essen, erleide einen Preisschock, wuerde sofort wieder nach Bolivien fahren, haette mich der Altiplano nicht voellig ausgelaugt. Ich brauche Erholung. Aber Yami brauch eine neue Kette, ich einen neuen Helm. Mein Hi-Tech Nolan-Klapphelm ist den Strapazen nicht gewachsen. Ausser dem Kinnverschluss sind alle Gelenke dahin, ich kann des Visier nicht mehr herunterklappen. Meine komplette Ausruestung bedarf dringend einer Generalueberholung - ich eigentlich auch-, aber wann? Die Atacama-Wueste, die als naechste Etappe vor mir liegt, ist auch nicht gerade staubfrei.





















Tacho: 38.800 km Strecke, heute: 280 km Strecke, gesamt: 28.800 km




22.12.2009, 149. Tag

San Juan, Bolivia


@Claudia: Herzlichen Glueckwunsch zu Deinem Geburtstag!


Die Fahrt ueber den pottebenen Salzsee ist irgendwie eigenartig: Erst dauert es einen ganze Weile, bis das Hirn akzeptiert, dass die weisse Flaeche KEIN Eis oder Schnee ist. Dann verliert man mangels Horizont das Gefuehl fuer den Raum und muss sich sehr anstrengend auf das Fahren konzentrieren um nicht einzuschlafen. Die ca. 100 km vergehen wie im Flug.








































Gegen Ende gibt es eine Mittagspause auf einer Insel im See. Dort treffe ich zwei junge Belgier. Sie haben das Motorrad -mit richtigen Reifen- in La Paz gekauft, wollen Bolivien erkunden. Sie hoffen, die Maschine wieder guenstig verkaufen zu koennen.








































Danach fuehrt der Weg vom See wieder ueber den Altiplano nach San Juan, unserem heutigen Etappenziel. Au verflucht! Meine Reifen taugen fuer Asphalt, Schotter und Geroell. Fuer Sand und Matsch taugen sie ueberhaupt nicht. Und das alles -ausser Asphalt- gibt es in unschoener Unregelmaessigkeit auf diesen 100 km. Hochkonzentriert, und zudem noch wegen meiner Verletzung verunsichert, muss ich diese Strecke absolvieren um nicht zu stuerzen. In San Juan bin ich fix und fertig. Aber: Meinen Fuss spuere ich kaum noch. Autoimmunizierung nennt man das, glaube ich.


Tacho: 38.520 km Strecke, heute: 200 km Strecke, gesamt: 28.520 km




21. 12. 2009, 148. Tag

Uyuni, Bolivia

Ankunft um 03:00 Uhr. Im Taxi die 100 m zu einem Hostal. Die machen tatsaechlich auf.



Uyuni-

Zentrum


















Lok-

Friedhof

















Um 12:00 Uhr konnte ich mit der Yami vom Verladebahnsteig wegfahren. Es geht. Wenn nur das Auf- und Absteigen nicht waere! Mit diesem Handycap auf eigene Faust alleine durch wegloses Gelaende zu fahren, halte ich doch fuer etwas zu fahrlaessig.

In Uyuni frage ich einen der vielen Tour-Agents, der Touristen in Jeeps durch den Salzsee kutschiert, ob er demnaechst eine Tour in Richtung Chile macht und mich als 'Nachfahrer' mitnimmt. Macht er, morgen. Uebermorgen oder in 3 Tagen? Nein, diese Woche nur morgen. Uyuni ist nicht gerade ein Ort meiner Traeume, also morgen.



20. 12.2009, 147. Tag

Uyuni, Bolivia

Innerhalb von 8 Stunden ist Yami im Gepaeckwagen des Zug nach Uyuni.





















Die Fahrt an Oruro soll um 19:00 Uhr geginnen und 9 Stunden dauern. Spritze und Pillen wirken. Meinen Fuss spuere ich nur, wenn ich ihn irgendwie belaestige / belaste.

Der Zug mit mindestens 15 Waggons und 5 Gepaeckwagen ist gerammelt voll. Etwas Schlaf finde ich trotzdem.






















Tacho: 38.320 km Strecke, heute: 0 km Strecke, gesamt: 28.320 km



19.12.2009, 146. Tag

Oruro, Bolivia

Am Morgen: Mein Fuss schmerzt. Gehen ist nicht. Nur wenn der Wille staerker ist als der Schmerz. In Huani will ich partout nicht bleiben, irgendwie muss ich nach Oruro, von dort koennte ich in den Rest der Welt kommen. Blanca, eine junge Bolivianerin, bringt mich im Taxi zum Hospital. Die 'Strasse' dorthin ist derartig, dass ein innerlich Verletzter unweigerlich auf dem Weg versterben wuerde. Der Doc verpasst mir eine doppelte Ladung Schmerzbetaeuber in den Hintern, gibt mir 12 Pillen, will dafuer insgesamt 1,60 EURO. Bolivien ist ein sehr armes Land. So wird es das bleiben.


















Am Nachmittag: Waehrend meiner Siesta versuchte Blanca vergeblich einen Transporter fuer Yami und mich nach Oruro zu finden. Ich fahre selbst. Irgendwie geht es.

Gegenueber des Bahnhofs finde ich eine Bleibe. Am naechsten Tag wird ein Zug nach Uyuni gehen.



Tacho: 38.320 km Strecke, heute: 140 km Strecke, gesamt: 28.320 km



18.12.2009, 145.Tag

Huani, Bolivia

Ich will soweit wie moeglich in Richtung Uyuni, um von dort aus ueber den Salzsee nach Chile zu fahren. Bis Oruro bringt mich die Asphaltstrasse -nur gelegentlich durch ueberraschende 'off road' - Einlagen unterbrochen gut voran.





















Dann wird es durchgehend 'gelaendig' bis es hinter Huani auch keine Piste mehr gibt. Fahrspuren in der Pampa zeigen zwar die prinzipielle Richtung, aber jeder Fahrer sucht sich offensichtlich seinen individuellen Weg in der Landschaft. Eine Zeitlang geht das gut, dann liegt eine grosse Matschflaeche vor mir, die ich mit meinen Reifen nicht mehr bewaeltige. Umkehr! In Huani will ich pausieren, das weitere Vorgehen ueberlegen, steige vom Motorrad und verstauche mir heftig den linken Fuss. Sch.....ade, so kann ich nicht mehr fahren. IST DIES DAS ENDE DER REISE? Ich behandle den Fuss mit Bordmitteln, finde eine miserable Unterkunft, ueberschlafe erst einmal die Situation.


Tacho: 38.180 km Strecke, heute: 430 km Strecke, gesamt: 27.750 km




14. - 17.12.2009, 141. - 144. Tag

La Paz, Bolivia, 3.800 m

Weil meine Bank wegen eines Sicherheitsproblems alle Kreditkarten auswechselt, wird auch meine -hier in La Paz- vom Kartenautomaten konfisziert. Bis ich sie wieder habe, vergehen 4 Tage. Zeit, La Paz etwas naeher kennen zu lernen.

La Paz blufft. In mehrfacher Hinsicht. Wenn man sich ihr von aussen naehert, sieht es so aus als bestuende sie nur aus braunen, unverputzten Backsteinbauten auf einer Hochebene mit achsenbruchproduzierenden 'Strassen'. Denkst Du. Die Hochebene hat ein Loch, genau genommen eine Schlucht. In die ist das eigentliche Zentrum gebaut. Atemberaubend. Woertlich zu nehmen, bei 4.000 m Hoehe. Selbst dieses Zentrum hat einen Hoehenunterschied von 800 m. Die reichen Leute wohnen 'unten'. Da gibt es spuerbar mehr Sauerstoff, und die Tagestemperatur ist 10°C hoeher als 'oben'. Allerdings besteht der Boden 'unten' aus getrocknetem Lehm - nur fuer Rheinhessen: De Boddem is getruckende Schlammbes- der bei Regen zu so manchem Hauseinsturz fuehrt. Die Erossion hat eine Mondlandschaft produziert, die als Valle de la Luna touristisch vermarktet wird.








































Weiter oben ist der Untergrund felsig. Dementsprechend ist die Strassenfuehrung der Topologie angepasst. San Francisco ist ein Billardtisch dagegen. In diesem Wirrwar steht der Verkehr so vor sich hin. Am schnellsten kommt man zu Fuss voran, nur nicht weit. Dann ist die Puste alle - auch die Einheimischen bewegen sich 'angepasst'.






























































So ist auch mein Gesamteindruck von dieser Stadt. Das aufstrebende Wirtschaftsleben in die Moderne ist eingebettet in das traditionsgebundene Beharrungsvermoegen der indogenen Bevoelkerung, die hier letztlich den Ton anzugeben scheint. Bei aller scheinbaren Quirligkeit, echte Aggression habe ich hier nicht wahrgenommen. Nomen est Omen: La Paz = Die Friedliche. Vielleicht sollte man jeden Aggressor auf 4 km Hoehe aussetzen.

Nachdem ich in den ersten beiden Tagen schon vom Schlafen muede geworden bin, ist es durch Anpassung und viel Coca-Tee (oh je, die Schnuefflerfalle schlaegt wieder zu) moeglich, einen laengeren Stadtrundgang zu machen, ohne den Puls ueber 100 zu jagen.





13.12.2009, 140. Tag

La Paz, Bolivia, 3.800 m

Nach einem zuegigen und freundlichen Grenzuebertritt - nach einer Stunde war Alles erledigt- taucht La Paz als riesige, braune Flaechenstadt am Horizont auf. Sie empfaengt ihre Besucher mit krottenschlechten Strassen. Ist man erst mal in der Stadt, erweist sie sich als huegeliger als zunaechst sichtbar. Mit dem Sonnenuntergang wird es kalt. Eine warme Dusche ist jetzt wichtiger als andere Sinneseindruecke -> keine Fotos.


Tacho: 37.750 km Strecke, heute: 260km Strecke, gesamt: 27.750 km


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